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Solocamping mit Hund

Seitdem ich mit Mowgli gemeinsam auf Reisen gehe – und das sind inzwischen schon einige Jahre – haben sich eine Reihe von Erfahrungswerten angesammelt, die ich mit euch teilen möchte. Die besondere Situation auf unseren Reisen ist in der Regel, dass ich alleine für meinen Hund zuständig bin, wodurch sich an einigen Punkten Fragestellungen ergeben, die eine kreative Lösung erfordern.

Auf der Reise

Es gibt Hunde, die sind ganz aus dem Häuschen, wenn sie im Auto mitfahren dürfen. Andere können es nicht ausstehen. Was Mowgli betrifft, so ist er weder enthusiastisch noch widerwillig, wenn er auf seine Hundematraze im Auto springen soll. Er weiß, dass wir etwas gemeinsam unternehmen werden, und das motiviert ihn ausreichend. Da er alles, was ich tue, genauestens beobachtet, weiß er auch, wann es eine längere Reise wird.

Hund sichern!

Routinemäßig wird er angeschnallt, und zwar einmal mit einem speziellen Sicherungsgurt, der in das Rückhaltesystem eines der Rücksitze eingeklinkt und zwischen den Sitzen nach hinten geführt wird, und zwei Hundeleinen, die mit Karabinern an den Zurrösen im Kofferraum befestigt sind. Alle Leinen und der Gurt werden an seinem Sicherheitsgeschirr, aus dem er nicht ausbrechen kann, befestigt. Hierdurch hat er eine gewisse Bewegungsfreiheit, kann aber nicht beliebig im Auto herumklettern und ist bei Bremsmanövern gesichert. Meistens legt er sich nach dem Anschnallen hin.

Temperaturkontrolle

Besonders im Sommer ist es wichtig, die Temperatur im Auto im Auge zu behalten, damit sich der Hund wohlfühlt und keinen Schaden erleidet. Bekanntlich schwitzen Hunde nicht so wie wir. Zu hohe Temperaturen, die wir noch aushalten, können lebensgefährlich für ihn werden. Deshalb ist eine Klimaanlage im Auto kein Luxus, sondern notwendig, wenn man mit einem Hund unterwegs ist.

Auf der letzten Frankreichreise kam aber auch die Klimaanlage in meinem Kangoo an ihre Grenzen (bei 40° Außentemperatur) und deshalb habe ich für Mowgli zusätzlich einen kleinen Ventilator mit Akkubetrieb eingesetzt.

Darüber hinaus kann man dem Hund eine Kühlmatte anbieten, auf die er sich legen kann. Mowgli macht sich allerdings nichts daraus. Stattdessen legt er sich beharrlich daneben…

Etwas, dass man NIE machen darf, das ist, den Hund bei warmem und heißem Wetter im Auto zu lassen, auch nicht kurz. Seht euch diese Tabelle an:

Bei Hitze den Hund im Auto lassen? Die Temperatur kann unwahrscheinlich schnell in den roten Bereich steigen
Quelle: https://www.bussgeldkataloge.de/hitzetod-im-auto/

Selbst bei nur 20° Außentemperatur besteht spätestens nach einer Stunde Lebensgefahr!

Fährreisen

Das gilt es auch zu berücksichtigen, wenn man eine Fähre nutzt, bei der der Hund während der Überfahrt im Auto bleiben muss (nach England zum Beispiel). Leider nehmen Fährgesellschaften meiner Erfahrung nach bei der Platzierung des Fahrzeugs trotz Anmeldung keine Rücksicht auf Haustiere im Auto. Bei meinen Englandreisen habe ich deshalb immer Fährtermine am frühen Morgen oder späten Nachmittag und besser noch am Abend gebucht. Auch wenn man die Fenster im Auto öffnet, kann es auf dem Autodeck stickig werden. Ich war immer froh, wenn ich endlich wieder zu meinem Auto zurückkehren konnte und Mowgli einigermaßen wohlauf wieder antraf.

Rast

Auch wenn es der Hund gemütlich hat, ist es dennoch wichtig, regelmäßige Pausen einzulegen, so etwa alle zwei Stunden. Dabei schlendern wir immer ein bißchen zusammen über den Parkplatz, um die Blutzirkulation anzuregen. Mowgli schüttelt dabei den Fahrstress ab und erleichtert sich an einem Baum, dann schnuppert er ein bißchen herum und bleibt auf diese Weise bei Laune. Leider werfen Leute oft Essensreste auf den Boden, was Mowgli als ehemaliger Straßenhund großartig findet, ich aber nicht…

Was ist aber, wenn es draußen so heiß ist, dass der Hund sich die Pfoten auf dem Asphalt verbrennen kann? Was ist, wenn man ihn wegen der Hitze nicht im Auto lassen kann, aber dringend zur Toilette muss? Manche Raststätten sind vorbildlich und haben wenigstens einige Schattenplätze und man kann den Hund mit ins Gebäude nehmen. Doch wie oft muss man ihn draußen anbinden und hoffen, dass er noch da ist, wenn man zurück kommt! Ich bin jedesmal sehr erleichtert, wenn mein braver Hund mir freudig schwanzwedelnd entgegensieht, und wünsche mir, dass auf unsere vierbeinigen Mitfahrer mehr Rücksicht genommen würde. Ist es denn wirklich so schwer, an die Hunde und ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden zu denken?

Beim Campen

Einige von den oben bereits erwähnten Umständen (Hitze, Hund alleine lassen, Sicherung), gelten auch für den Aufenthalt auf dem Campingplatz.

Anleinen!

Grundsätzlich fordern die Platzbetreiber, dass Hunde angeleint werden, und das ist richtig so. In Südfrankreich haben sich aber leider manche Hundebesitzer nicht daran gehalten, was dann zu Stress führte, wenn sich ihre Hunde unserem Zelt näherten, denn Mowgli verteidigt natürlich sein Revier. Besonders ärgerlich ist es, wenn man dann auch noch ein fremdes Hundehäufchen vor dem Zelt findet!

Gassi gehen

Generell finde ich es selbstverständlich, mit dem Hund außerhalb des Campingplatzes Gassi zu gehen. Dass ein Hundejunge markiert, kann man nicht immer schnell genug unterbinden, aber vor allem Hundekot hat auf dem Platz nichts zu suchen! Und genauso selbstverständlich finde ich es, die Hinterlassenschaften einzutüten und zu entsorgen. Kleine Regeln, die das Leben auf dem Campingplatz für alle angenehmer machen, und ganz leicht zu befolgen!

Kann ich meinen Hund alleine lassen?

Was Mowgli angeht, ist die Frage mit „ja“ zu beantworten: ja, aber nicht zu lange. Lange genug aber, um duschen gehen zu können oder mal eben das Geschirr abzuspülen. Im Idealfall ist das Versorgungshäuschen in der Nähe, sodass Mowgli es beobachten kann.

Wenn es noch früh am Morgen und kühl ist, lasse ich ihn solange im Auto. Ansonsten wird er an einem Erdanker, den man in die Wiese drehen kann, mit einer Schleppleine angepflockt oder die Leine wird an der Zurröse im Kofferraum befestigt. Er bekommt den Befehl „Bleib!“, wenn ich weggehe, und weiß, was er zu tun hat. Er bewacht also Zelt und Auto und es gibt eigentlich keine Probleme. Manchmal höre ich jedoch unter der Dusche stehend meinen Hund bellen und beeile mich dann… Ernsthafte Zwischenfälle gab es noch keine – außer… naja, da war diese Katze, die es einmal wagte, am Zelt vorbei zu spazieren, während ich mit Kochen beschäftigt war. Ich hatte Mowglis Leine mit Karabinerhaken am Auto befestigt. Unglaublich, welche Kraft so ein Hund entwickeln kann! Die Zurröse hat gehalten, das Auto ist auch nicht auseinandergefallen, aber der Karabiner, der vorher die Form einer Acht hatte, war abgerissen und gerade gebogen! Der Katze ist nichts passiert und Mowgli ließ sich auch relativ leicht wieder einsammeln, da die lange Leine sich im Gebüsch verheddert hatte, aber der Schreck war groß. Ein Restrisiko also bleibt.

Kälte

Sobald sich die Temperatur gegen Null bewegt, was zum Beispiel auch im Sommer nachts auf einem Bergcampingplatz der Fall sein kann, kann auch der Hund trotz seines Fellmantels frieren. Ab 5° wird es für uns im Auto unangenehm. Das ist aber keine verbindliche Temperaturschwelle, die für alle gilt, weil es jeder unterschiedlich empfinden mag.

Ich muss zugeben, ein echtes Wintercamping habe ich noch nicht ausprobiert. Meine Erfahrungen hören bei -1° etwa auf. Da der Kangoo keine Standheizung hat, beschäftigt mich das Thema natürlich und ich denke über Heizmöglichkeiten im Auto nach. Eine Gascampingheizung, die Sauerstoff verbraucht und dafür Kohlenmonoxid produziert, ist im geschlossenen Fahrzeug eine ebenso schlechte Idee wie eine Teelichtheizung. Letztere kann bei falscher Handhabung (wenn man zum Beispiel die Teelichter zu nahe beieinander stehen lässt) einen Brand verursachen. Vor allem, wenn man dabei schlafen möchte, sind solche Heizmethoden tabu. Was ich allerdings einmal ausprobieren will, ist ein Schamottstein, der auf dem Campingkocher erwärmt wird. Nachdem man den Kocher abgeschaltet hat, gibt der Stein die gespeicherte Wärme ab, was für so einen kleinen Camper mit Low-Budget-Ausstattung, wie ich ihn habe, vielleicht sogar ausreicht. Bei einer Fahrt im letzten Winter hatte ich zwar den Schamottstein in Form und Größe einer Pizza dabei, aber den Campingkocher vergessen. Dumm gelaufen… 🙁 Der Test steht also noch aus.

Wenn man auf einem Campingplatz steht, kann man ja auch einen geeigneten Heizlüfter (energiesparend, Kippschutz, Überhitzungsschutz!) einsetzen. Noch besser finde ich einen Mini-Ölradiator, der die Wärme länger hält und sich dabei mit 500 Watt zufrieden gibt. Auch hier steht der Test noch aus.

Bisher mussten wir also ohne Heizung mit der Kälte klarkommen. Eine der besten Anschaffungen hierfür war die Wärmedecke von Outchair, die mit einer Powerbank betrieben wird und je nach Stufe bis zu 5 Stunden Wärme liefert. Es gibt sie für Mensch und Hund in verschiedenen Größen. Außerdem helfen natürlich ein guter Schlafsack, warme Decken, eine Mütze und die passende Kleidung. Mowgli hat ein Wintermäntelchen und wird außerdem mit einer Decke zugedeckt, aus der er sich allerdings meistens freistrampelt, um sich dann enger an mich zu kuscheln. (Ein besseres Heizöfchen gibt es nicht!)

Ich freue mich auf ein echtes Wintercamping mit Ölradiator und Schamottstein und werde dann berichten…

Unternehmungen

Bei einer Wanderung oder anstrengenden Aktivitäten im Sommer sind zwei Dinge besonders wichtig:

  • Viel Wasser
  • Hitze vermeiden

Ich habe immer mindestens je einen Liter Wasser für mich und für Mowgli dabei, aber eigentlich ist das zu wenig, vor allem, wenn der Ausflug länger dauert. Manchmal muss Mowgli einen Teil seines Wassers selbst tragen, und zwar in seinem coolen Hunderucksack, der außerdem auch noch Platz für Leckerli, Kotbeutel, Zeckenzange und so weiter hat. Aber hierbei muss man unbedingt auf das Gewicht achten, denn die Last sollte nicht mehr als 5% des Körpergewichts betragen, was in Mowglis Fall etwa 1,4 Kg beträgt. Ein solcher Rucksack ist also nur sinnvoll für Hunde ab mittlerer Größe. Das Gewicht muss gleichmäßig auf beide Seiten verteilt werden und der Rucksack sollte zwischendurch auch einmal abgenommen werden, damit sich der Hund erholen kann. Außerdem macht es Sinn, eine schon halb geleerte Wasserflasche selbst zu tragen und dafür ein anderes Teil aus dem eigenen Rucksack in den Hunderucksack zu legen, weil das Gegluckere der halbvollen Flasche ziemlich nervend sein kann.

Ein faltbarer Wassernapf sollte ebenfalls bei jedem Ausflug dabei sein.

Tabu sind anstrengende Aktivitäten in praller Sonne! Immer wieder trifft man auf Leute, die in der Mittagshitze ihren Hund am Fahrrad mitlaufen lassen. Das geht gar nicht! Spätestens ab 25° droht ein Hitzekollaps. Auch für anstrengende Wanderungen gilt, Hitze zu vermeiden und lieber in den kühleren Morgen- und Abendstunden oder im kühlen Wald unterwegs zu sein. Eine Bergwanderung in praller Sonne bringt den Hund schnell an seine Grenzen.

Gesundheitsprobleme

Machen wir uns nichts vor: Nicht nur für uns Menschen können Reisen mit langen Autofahrten und Klimawechsel, fremden Eindrücken und verändertem Tagesablauf anstrengend sein, sondern für unsere Hunde, die ja auch Gewohnheitstiere sind, erst recht. Einerseits liebt Mowgli unsere Unternehmungen und freut sich immer sehr darauf, andererseits reagiert er auch sensibel auf Veränderungen.

So ist es nun auf mehreren Reisen schon vorgekommen, dass wir zum Tierarzt mussten. Mal hatte er Sand ins Auge bekommen, was sich dann entzündet hatte, mal hatten ihm Mücken so zugesetzt, dass er sich blank leckte.

Auf kleinere Probleme kann man sich vorbereiten. So gehören zum Beispiel Teebaumöl, eine Haarschere und eine Zeckenzange unbedingt ins Reisegepäck. Ich nehme auch Kochsalzlösung zum Spülen der Augen mit. Ebenso hat es sich für uns als sinnvoll erwiesen, eine Halskrause dabei zu haben. Man sollte sich überlegen, welche Probleme bei dem eigenen Hund auftreten können, und sich entsprechend darauf einstellen.

Wenn man dann doch einen Arzt braucht, ist es wichtig, den Heimtierausweis dabei zu haben. Bei Fahrten ins Ausland muss man diesen sowieso mitführen.

Mowgli steckt vieles weg und lässt sich nichts anmerken. Doch mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wie es dem Hund geht. Und dann sollte man nicht zu lange warten, wenn sich ein ernsthaftes Problem anbahnt. Das habe ich inzwischen gelernt. Spätestens dann, wenn er fahrig hin und her läuft und sich am liebsten verstecken würde, ist es höchste Zeit, etwas zu unternehmen.

Sprachprobleme lassen sich beim Tierarztbesuch leicht lösen, weil es inzwischen sehr gute Übersetzungsapps gibt. Ich nutze am liebsten DeepL.

Fazit

Alleine mit einem vierbeinigen Freund zu reisen, ist sehr schön, jedoch in mancher Hinsicht auch etwas komplizierter, als wenn man die Aufsicht und Verantwortung unter mehreren Personen aufteilen kann. Mit einer guten Vorbereitung und einer eingespielten Kommunikation mit dem Hund sind solche Reisen aber für Hund und Mensch eine wunderbare Zeit, die beide noch näher zusammenbringt. Mowgli und ich sind jedenfalls besonders wegen unserer gemeinsamen Reisen ein eingespieltes Team.

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