Reisen

Wiedersehen mit dem Meer

„I’m stuck!“ dachte ich eines Morgens. Keine Motivation, keine Inspiration…

Drei Monate Lockdown und Homeoffice, Einschränkungen und Unnormalität hatten ihre Spuren hinterlassen und lähmten Lebensfreude und Tatkraft. Allmählich drohte sogar die Erinnerung daran, wie es vorher war, zu verblassen. Meiner Kollegenfreundin ging es ähnlich. Daher fassten wir den verwegenen Entschluss, ein verlängertes Wochenende für einen Campingtrip nach Julianadorp/NL zu nutzen. Und so machten sich ein Wohnmobil und ein Minicamper an einem Mittwochnachmittag auf den Weg zum Meer.

Der Kleine und der Große 🙂

Am Abend standen wir auf dem feinen und ruhigen „Camping Julianadorp aan Zee“ und bauten das Vorzelt an den Kangoo. Um uns herum nur entspannte Leute. Man hatte das Gefühl, hier kann nichts Böses kommen. Dass das Sanitärgebäude noch nicht freigegeben war, tangierte uns nur peripher, auch wenn das bedeutete, drei Tage mit Katzenwäsche und Eimertoilette zu überleben. Selbst verregnete Stunden konnten uns nicht die Laune vermiesen.

Endlich wieder leben! Der Geruch frischen Grases, Sand unter den Fußsohlen, das Rauschen der heranrollenden Wellen, schilfumsäumte Grachten, Morgennebel auf den weiten Feldern, leuchtende Flügel der weißen Möwen im strahlenden Blau, das Abendkonzert der Frösche, lustig-liebliches Zwitschern kleiner Vögel am frühen Morgen, der wunderbare Duft von Heckenrosen in den Dünen… ach, und so viele Eindrücke mehr! Wieder Kind und einfach draußen sein.

In einer Nacht zog ein heftiges Gewitter über den Platz, der Wind zerrte an meinem Zelt, stark prasselnder Regen trommelte aufs Auto und sammelte sich in Wasserbeulen auf dem Zeltdach, Mowgli kuschelte sich eng an mich und fühlte sich in meinem Arm geborgen.

Etwas erleben und unternehmen, sich bewegen, gute Gespräche haben…

Wir hatten Fahrräder gemietet, für mich ein Bakfiets mit Elektroantrieb, und sausten damit die Dünenwege zwischen Julianadorp und Den Helder entlang. Anfangs war Mowgli nicht begeistert davon, angeschnallt im Lastenkorb herumkutschiert zu werden. Bald schon aber hielt er zufrieden seine Lakritzhundenase in den Wind.

Ein paarmal landete ich im Abseits, weil so ein Lastendreirad nicht so leicht zu lenken ist. Während Mowgli lediglich verdutzt guckte, zogen diese kleinen Unfälle für mich dicke blaue Flecken nach sich.

Mowglis begeisterter Augenausdruck beim Bällchenspiel am Strand, sein lustiges Grunzen beim Schwimmen im Meer! – Leider habe ich nicht genügend auf die Sonne geachtet und mir einen schlimmen Sonnenbrand zugezogen. Ich weiß, das ist kein Kavaliersdelikt 🙁

Am Sonntagnachmittag schloss ich meine Wohnungstür wieder auf, zerlumpt, lädiert, mit meerwassergestärkten Haaren – aber glücklich!

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