Campervan

Ordnung im Minicamper

Es gibt wohl nichts, was beim Reisen im Minicamper mehr nervt, als Kisten hin und her zu räumen und seine Sachen zu suchen. Denn viel Platz hat man ja nicht, auch wenn man den Camper komplett mit Küchenzeile und Sitzbank und so weiter ausgebaut hat.

Einen solchen Ausbau hatte ich gar nicht vor, weil er für den Kangoo meiner Meinung nach nicht notwendig ist. Stattdessen habe ich ganz minimalistisch und kostengünstig auf ein System mit Euroboxen gesetzt. Und so waren auf unserer ersten Reise zwei große (60 x 40 cm) und vier kleine (30 x 40 cm) Boxen mit an Bord, eine Menge Stauraum also.

Für die Fahrt wurden die großen Boxen rechts im Kofferraum gestapelt und festgezurrt, sodaß die andere Hälfte des Kofferraums ausreichend Platz für Mowgli bot. Die kleinen Boxen stapelte ich zwischen erster und zweiter Sitzreihe. Für den Übernachtungsmodus wurden dann einfach drei der kleinen Boxen auf die großen getürmt und die vierte irgendwo vorne abgestellt.

Da der Beifahrersitz zu einer ebenen Fläche umklappbar ist, können auf diese Weise zwei Personen, die nicht größer als ungefähr 1,70 m sind, im Auto übernachten. Für den Hund ist dabei auch noch Platz. Das ist zwar nicht luxuriös, aber gemütlich.

Aber das Herumräumen hat wirklich keinen Spaß gemacht und weil ich ja doch meistens solo mit Hund unterwegs bin, habe ich mir ein etwas anderes Konzept überlegt, das ich dir hier vorstelle.

Inhalt:
  1. Was qualifiziert den Kangoo als Minicamper?
  2. Das Campingregal
  3. Plätze für das übrige Gepäck
  4. Fazit

Was qualifiziert den Kangoo als Minicamper?

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Man sieht es ihm nicht sofort an, aber der Kangoo ist ein kleines Raumwunder. Was man darin alles mitschleppen kann, wird sicher in diesem Beitrag deutlich. Jedenfalls genug für einen mehrwöchigen Urlaub! Er erhebt nicht den Anspruch, ein richtiges Wohnmobil zu sein, dafür ist er ein wandlungsfähiges Vehikel, das sich wie ein normaler PKW fahren lässt und im „normalen“ Leben die Rolle eines geräumigen und wendigen Alltagsautos spielt.

Die Rückbank ist geteilt und – wie auch der Beifahrersitz! – zu einer ebenen Fläche umklappbar. Auf der rechten Seite ergibt sich somit eine gerade Fläche von 2,50 m. Hinter dem Fahrersitz beträgt die Länge der Ladefläche etwa 1,80 m. Die Breite im Innenraum liegt zwischen 1,12 m und etwa 1,50 m. Bei einer Innenhöhe von 1,15 m hat man eine sehr angenehme Freiheit nach oben.

Über der vorderen Sitzreihe ist ein Ablagefach angebracht. Weiteren Stauraum, wenn auch nicht üppig, bieten die Seitenfächer in den vorderen Türen und den Schiebetüren sowie die Taschen an den Rücklehnen der Vordersitze. Hier sind auch zwei Klapptische angebracht. In der Armlehne zwischen Fahrer- und Beifahrersitz versteckt sich ein riesiges Fach, groß genug, um 1-l-Getränkeflaschen unterzubringen. Auf dem Armaturenbrett gibt es außerdem noch ein großes Ablagefach.

Ausreichend Liegefläche und Stauraum also.

Richtig clever konstruiert ist die Dachreling, die sich mit zwei Handgriffen zum Dachgepäckträger für die Dachbox umbauen lässt.

Das Campingregal

Nun kommen wir zum Herzstück meines Minicampersettings, meinem maßgerechten, selbst konstruierten und selbst gebauten Campingregal 😉 :

Passgenau in den Kofferraum eingefügt!

Die Grundidee meines Konzepts ist, jedem Ding seinen klar definierten Platz zuzuweisen und diesen auch möglichst nicht zu verändern, sodass man alles im Schlaf finden kann. Außerdem soll alles möglichst mit einem Handgriff erreichbar sein. Was liegt da näher, als ein Regal mit Schubfächern zu bauen?

Zwar bedeutet dies , dass ich auf die Hälfte der Kisten, die ich bei unserer ersten Reise dabei hatte, verzichten muss. Aber! Ich habe das Aluregal so konstruiert, dass es zusätzlichen Stauraum bietet. Außerdem kann man zum Beispiel mit Karabinerhaken Beutel und Taschen anhängen. Darüber hinaus bietet es die Möglichkeit, eine Tischplatte einzuhängen.

Der verfügbare Raum im Kofferraum wird so ausgenutzt, dass auf der rechten Seite und oben Ladung verstaut wird und auf der linken Seite eine gemütliche „Hundehütte“ für Mowgli entstanden ist. Gesichert wird das Ganze durch die hochgeklappte Rücksitzbank. Da die erste Etage des Regals am Rücksitz anliegt, schiebt sich auch bei heftigeren Bremsmanövern nichts nach vorne. Zusätzlich kann man das Regal noch durch Zurrgurte sichern, die an den Zurrösen im Kofferraum befestigt und mit dem Regal verbunden werden. Das mache ich, wenn ich für größere Transporte die ganze Ladefläche brauche und dafür mit umgeklappter Rückbank fahren muss. Ungesichert würde die Konstruktion beim Bremsen nach vorne rutschen.

Was die im Regal untergebrachten Boxen angeht, sind diese noch zusätzlich mit Sperrriegeln gesichert. Insgesamt habe ich darauf geachtet, dass nichts herausfallen und nach vorne fliegen kann.

Da man die Boxen auch im Alltag gut gebrauchen kann, zum Beispiel beim Einkaufen, bleibt das Regal das ganze Jahr über im Auto.

Die Konstruktion

Nach intensivem Tüfteln, Messen, Zeichnen und Überarbeiten hatte ich irgendwann die Bestellliste für die 25×25 mm Aluprofile und Steckverbinder zusammen und konnte die Profile zuschneiden lassen. Als ich das Material dann zusammengehämmert und das Regal zum ersten Mal eingesetzt habe, musste ich feststellen, dass sich die Rückklappe nicht schließen ließ, weil die oberen Ecken des Regals zwei Zentimeter zu weit nach außen ragten. Also neu messen, nachbestellen und umbauen und dabei auf ein 7 Zentimeter hohes Fach für eine flache 60×40 Box verzichten! Ich habe mich nur minimal geärgert, weil ich so etwas ja zum ersten Mal gebaut habe. Heraus gekommen ist schließlich das hier:

Die erste Ebene passt für eine 60x40x32 Box. In die zweite Ebene wird quer eine 30x40x22 Box eingeschoben, davor ist ein 10×40 und ein 15×40 Fach. Für diese kleinen Fächer habe ich passende Brettchen als Ablageböden zurecht gesägt. Bedingt durch den Umbau musste ich zum Einhängen der Tischplatte noch Lochplatten aufschrauben, wie man vorne sieht. Auf der zweiten Ebene hat ebenfalls quer eine weitere 30×40 Box Platz. Davor schiebe ich mein „Bücherregal“ ein. Hierfür habe ich eine kleine Holzkiste gebaut, die in die hintere Querstange eingehängt wird. Eigentlich fehlt hier die vordere Querstange, aber ich hatte einfach keine Lust, es nochmal umzubauen. Und so geht es auch.

Auf der vierten Ebene hat man zwei Flächen. Links habe ich eine 30x40x7 Box nach vorne eingeschoben, dahinter ist Platz für ein weiteres 10×40 Brettchen, auf das ich einen kleinen Feuerlöscher aufgeschraubt habe. Rechts habe ich ein 60×50 Brett mit einer vorderen Blende eingelegt.

Hier sieht man den „Boxenturm“ auf der linken Seite und die Stützen auf der rechten Seite, die in der Mitte durch eine Querstange unterteilt sind, auf der eine Seite der Tischplatte aufliegt.

Was ist wo?

Große Eurobox unten:

Haushaltsbox

Hier kommt hinein: Hundefutter, Gaskartuschen (in einer Isoliertasche), eine kleine Isolierbox, der Gaskocher und ein kleiner Abwasserkanister (nicht im Bild), Mülltüten, Wäscheleine, Klammern, ein bißchen Werkzeug, Mowglis Ankerhaken (kann man in die Wiese bohren und die Hundeleine daran befestigen) und weiterer Haushaltskrimskrams.

Kleine Boxen:

Küchenbox

Geschirr, Besteck, Handtücher, Spülmittel, Lappen.

Lebensmittelbox

Tee, Essig und Öl, Dosen, Tüten mit Linsen, Reis, Haferflocken und Nudeln, Sonstiges. Damit die Flaschen nicht umkippen, habe ich Trennscheiben zugeschnitten (sieht man links).


Feuerlöscher

Die Halterung wurde so auf ein Brettchen geschraubt, dass der Feuerlöscher immer griffbereit ist. Auf dem Brettchen ist auch noch ein bißchen Platz für kleine Sachen.

Schreibtischbox

Hier sieht man die Dachebene vom Autoinnenraum aus: In der 30x40x7 Box ist mein Schreibzeug, mein Tablet, ein Miniventilator, ein mobiler WLAN-Router und eine Powerbank.

Dachspeicher

Nach vorne hin vergrößert sich der Raum, sodass eine Wärmflasche, Moskitonetze für die Türen, ein Kreuzschlüssel, ein Campingführer und Tempotücher hineinpassen.

Hier das Ganze von der Innenseite aus gesehen:

Bücherregal

Ich liebe mein Bücherregal! 🙂 Hier passt mehr hinein, als ich in einem Urlaub lesen kann, einschließlich Reisewörterbuch.

Mit einem Gepäckspanner wird davor noch eine Küchenrolle befestigt:

Küchenregal

Ich habe eine kleine Holzkiste gefunden, die exakt auf das vordere Brettchen passt. Hier kommen Gewürze und kleine Gläser (zum Beispiel für Senf und Brotaufstrich) hinein. In den kleinen Schachteln daneben sind Teebeutel, dahinter lagern Gemüse und Obst in Netzen, außerdem Kaffee und ein Espressomaschinchen. Es ist auch noch Platz für Teebaumöl 😉

Alle Boxen werden zuhause in Ruhe gepackt und dann einfach nur eingeschoben.

Erweiterungen

Das ist noch lange nicht alles, was man im und am Regal unterbringen kann! Rechts und links in den Fensternischen zum Beispiel ist ganz viel Platz für Handtücher, Kulturbeutel, Hunderucksack, Hundeleinen…:

Mowglis Seite

Meine Seite

Wie man sehen kann, sind die Fenster verdunkelt. Hierfür habe ich eine Isomatte zugeschnitten und diese von der Außenseite mit schwarzer Folie und von der Innenseite mit Stoff beklebt. Diese Art der Verdunkelung habe ich für alle Fenster einschließlich Heckscheibe angefertigt. Befestigt werden die Abdeckungen mit Magneten oder Klettstreifen je nach Beschaffenheit der Fensterumgebung. Nur die Frontscheibe wird einem Sonnenschutz blickdicht gemacht. Da ich die Sicht durch die hinteren Seitenfenster beim Fahren nicht brauche, kann die Verdunkelung und der Inhalt der Fächer während der ganzen Reise so bleiben.

Wie man oben auch sieht, können diverse Beutel an das Regal gehängt werden. Ich habe unterschiedlich große mit Klickverschluss gefunden. In den größten passen zum Beispiel mehrere Rollen Klopapier.

Vom Regal zu den Kleiderhaken an den Schiebtüren habe ich ein Gepäcknetz gespannt, in das ich eine Lichterkette eingeflochten habe. Das ist nicht nur abends sehr romantisch, sondern auch enorm praktisch, um Kleidungsstücke und Handtücher zwischenzulagern. Außerdem kann man eine Campinglampe anhängen. Die Fensterabdeckungen werden für die Fahrt über dem Netz ganz nach hinten geschoben und mit einem Gepäckspanner am Rutschen gehindert.

Auf der Fahrerseite wird ein Hängeregal für Schuhe und ein Kleidersack an das Campingregal gehängt. Auf dem linken Bild sieht man den oberen Teil des Schuhregals, das zwischen Campingregal und Fensternische eingeklemmt wird und dort bleibt. Der Kleidersack auf der anderen Seite der oberen Stange muss abgenommen werden, wenn man die Tischplatte einhängen will. Er wird dann flach auf das Armaturenbrett gelegt und man kann die Kleidung leicht von oben entnehmen. Ich habe darauf geachtet, dass die Sicht durch das Heckfenster (außer durch die 40 Zentimeter, die der Turm wegnimmt) nicht behindert wird.

Die Tischplatte ist mit Metallwinkeln versehen und wird seitlich am Turm hängend und zur Sicherheit mit Gepäckspanner fixiert transportiert. Der Tisch passt genau zwischen Turm und Seitenstange und die Konstruktion ist sehr stabil und wackelt nicht.

Gekocht wird bei geöffneter Heckklappe von außen. Wenn ich mehrere Tage irgendwo stehe, baue ich ein Vorzelt ans Auto, in dem ich bequem kochen kann. Ich habe auch die Möglichkeit, die Tischplatte außen ans Regal zu hängen. Für diesen Fall habe ich ein normales Fotostativ im Auto, um die Platte auf der anderen Seite abzustützen. Manchmal stelle ich den Kocher auch einfach auf die kleine Trittleiter, die ich mitnehmen muss, um bequem an die Dachbox zu kommen. Dann habe ich den Tisch zum Schnippeln frei.

Im Innenraum kann man am Tisch sitzen und schreiben. Für die notwendige Sitzhöhe habe ich mir ein Yogakissen zugelegt.

Zwischen Turm und Seitenwand ist genügend Platz für eine aufblasbare Isomatte (70×200). Allerdings hat mich nun schon die zweite Isomatte im Stich gelassen, weil offenbar die Ventile nicht sehr lange halten. Deshalb habe ich mir nun ein Rollfuton in der passenden Größe gekauft, aber noch nicht getestet. Vor dem Turm, also auf der Beifahrerseite, ist Mowglis Schlafplatz:

Der Schlingel liegt mal wieder auf meinem Bett 🙂

Plätze für das übrige Gepäck

Und was ist mit Wasserkanister, Bettzeug, Vorzelt usw.? Da sind ja auch einige sperrige Teile dabei. Ganz klar: für eine längere Tour nehme ich die Dachbox mit. Wenn ich nur ein paar Tage wegfahre und kein Vorzelt mitnehme, brauche ich sie nicht. Wo verstaue ich also die restlichen Sachen?

Im Auto

Zwei Organizertaschen für T-Shirts, Leggings und Wäsche kommen in das Ablagefach über dem Fahrersitz. Dahinter befindet sich die große Erste-Hilfe-Tasche mit Warndreieck fürs Auto und eine kleine für Ausflüge. Eine Strickjacke passt auch noch hin:

In das geräumige Armlehnenfach kommen vor allem Ladekabel, Ladeadapter, Navi, Batterien…

Im Ablagefach auf dem Armaturenbrett befindet sich eine kleine Box für Kleingeld (zum Beispiel für Parkgebühren), daneben ein Innenthermometer/Hydrometer und eine Navihalterung.

Pannenwerkzeug, hydraulischer Wagenheber und Aufstellbock sind hinten im Radkasten. Man kommt trotz Campingregal dran, muss aber eine Box herausnehmen.

In den Fußraum vor dem Beifahrersitz stelle ich eine weitere Plastikbox mit einem 10-l-Wasserkanister und je einer Wasserflasche für Mowgli und mich. Dazwischen klemmt noch eine faltbare Wasserschüssel.

Auf die Rückbank oder in den Fußraum davor platziere ich die Isomatte, Schlafsack und Kopfkissen,Trittleiter, Handfeger/Kehrblech, Wasserkessel (zu sperrig für die Küchenbox) und eine zusätzliche Decke. Zwischen Rückbank und Campingregal klemme ich eine faltbare Nottoilette (Chapeau-claque-System 😀 ) ein.

In der Dachbox

Hier kommt alles hinein, was ich zum längeren Campen brauche: Vorzelt, Bodenplanen, Campingstuhl, Campingtisch, Werkzeugtasche, 25m-CEE-Kabel und CEE-Adapter, Gummihammer und Ersatzhäringe, Reisetasche mit zusätzlicher Kleidung…

Fazit

Ich habe hier nicht jedes Ding aufgelistet, das ich mitschleppe, aber das Konzept dürfte deutlich geworden sein. Wo ich jetzt auch noch das Glas mit dem Teelicht oder so hinstopfe, ist nicht so wichtig, entscheidend sind drei Punkte:

  • klar definierte Zuordnung
  • leicht zugänglich
  • den Ort für ein Ding nicht oder nur vorübergehend verändern

Vor allem durch das Campingregal ist es ganz leicht möglich, diese Punkte zu erfüllen. Ich habe auf meiner Slowenien-Italien-Reise im letzten Sommer weder suchen müssen noch irgendetwas entbehrt, denn Platz ist wirklich für alles vorhanden, was man so braucht. Wenn dann noch das Vorzelt ans Auto angekoppelt ist, hat man einen zusätzlichen Raum, in den man direkt vom Auto aus hineinkommt (sehr praktisch bei Regenwetter!).

Alles in allem bin ich mit dem Konzept sehr zufrieden, was aber nicht heißt, dass es nicht überarbeitet werden kann, wenn mir zu einzelnen Fragestellungen bessere Lösungen einfallen. Die Sache mit der Heizung ist zum Beispiel ein ungelöstes Problem, aber das ist ein anderes Kapitel…

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