Campervan

Wie alles begann

„Nie mehr!“ So lautete mein Statement vor 30 Jahren nach einer knapp vierwöchigen Rundreise mit Freunden durch England, Wales und Schottland.

Nie mehr zelten, schon gar nicht in einem kleinen Igluzelt. Nie mehr auf dem Boden herumkrabbeln. Nie mehr täglich neu das Zelt auf- und abbauen – bei Regen, Wind und Sonnenschein. Nie mehr schwabbelige Nudeln aus dem Topf essen, weil wir das Abtropfsieb zuhause gelassen hatten. Nie mehr die Vorräte gegen gefräßige Eichhörnchen verteidigen. Nie mehr von angriffslustigen Midges geplagt den Zeltplatz räumen müssen. Nie mehr…

Dabei war es eine großartige Reise, bei der wir wohl mehr von Großbritannien gesehen haben als so mancher Brite. Aber dieses Gefühl, nach wochenlangem – tja, wie soll ich das nennen – „Basic“camping in ein weiches schottisches Hotelbett zu fallen, weil spätestens in Edinburgh niemand von uns mehr Lust auf zelten hatte..! Einfach unbezahlbar!

Und weil somit die Zivilisation uns zurück hatte, sind wir damals auch nicht mehr nach Loch Ness gekommen, sondern alsbald nach Hause gefahren. Schade eigentlich.

Jahrzehntelang hielt ich mich an den damaligen Entschluss, bereiste andere Kontinente, verbrachte meinen Urlaub in Holland am Meer, wohnte in Hotelzimmern, B&Bs, Ferienhäusern, aber nie mehr im Zelt. Bis – ich einen neuen Mitbewohner namens Mowgli bekam.

Von Anfang an war klar: Mowgli kommt mit auf die Reise. Warum sollte ich meinen Hund gerade in den Ferien, wenn ich am meisten Zeit und Muße für ihn habe, zuhause zurücklassen? Also buchte ich nur noch solche Unterkünfte, in denen auch Hunde willkommen sind, und verreiste mit dem Auto. Alles, was in Reichweite von etwa sechs Fahrtstunden liegt, ist völlig unproblematisch. Sollte es einmal nach England gehen, haben wir eben in Dünkirchen übernachtet.

Ein neues Kapitel

Eines Tages erinnerte ich mich daran, wie gern ich als Kind in Graubünden gewesen war. Da ich aber gerade etwas knapp bei Kasse war, suchte ich nach einer Möglichkeit, kostengünstig in die Schweiz zu reisen. Zelten? Hm. Gut, das Equipment müsste besorgt werden, aber das wäre zusammen mit den Campingplatzgebühren immer noch günstiger als zwei Wochen Hotel in der Hochsaison. Außerdem könnte ich die Sachen auch bei weiteren Reisen wieder verwenden. Ich könnte ja ein Zelt mit Stehhöhe kaufen, schließlich will ich ja nicht auf eine Expedition mit widrigen Wetterverhältnissen gehen, sondern auf einen Campingplatz. Also zelten.

Ein Zelt für rund 100 Euro und alles, was man so an Basisausstattung braucht, war schnell besorgt, in meinen kleinen Renault Clio gepackt und dann ging es los, Richtung Berner Oberland, Thuner See oder Brienzer See. Faszinierend, dass man sich nicht festlegen muss, sondern einfach schauen kann, wo es am schönsten ist! Ausgekommen sind wir dann auf dem Campingplatz Bönigen bei Interlaken.

Es waren wunderbare Ferien! Über unsere Ausflüge erfährst du mehr in meinem Beitrag über diese Reise.

Wetterdisaster

An einem Spätnachmittag zog grollend ein Gewitter auf. Zunächst hielten wir es noch im Zelt aus, aber der Regen prasselte heftig auf unsere Behausung ein, die wir neben einem Baum aufgeschlagen hatten. Je näher Donner und Blitz kamen, desto größer wurde meine Sorge, dass ein Blitz genau in diesen Baum einschlagen könnte. Ich nahm mein Hündchen und verbarrikardierte uns im Auto. Gerade noch rechtzeitig, denn jetzt war das Gewitter direkt über uns und Regen und Wind drückten das kleine Zelt von der Seite ein. Mowgli stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Zwar nicht das Entsetzen, aber Missmut der Stufe 5 auf der Skala von 1 bis 5 war dann mein Gefühl, als wir nach dem Gewitter zum Zelt zurückkehrten und ich sah, dass das Vorzelt unter Wasser stand. Zwar war die Innenkabine trocken geblieben und somit auch Schlafsack, Kleidung, Hundedecke und Elektronik, aber es gab doch einiges zu tun. Ich versuchte so gut es ging, das Vorzelt wieder trocken zu legen und abzudichten, und legte mich schlafen. Aber es regnete weiter. Eigentlich ist es ja irgendwie gemütlich, wenn man im Zelt liegt und den trommelnden Regentropfen zuhört, aber in dieser Nacht prasselte und schüttete es, sodass ich in kurzen Abständen eine neue Pfütze wegschlagen musste, die sich auf dem Dach des Außenzeltes gebildet hatte. Kurz: eine ziemlich schlaflose Nacht. Wahrscheinlich waren das die Stunden, in denen sich die Idee, in einem Campervan zu reisen, leise und unbemerkt in meine Gedanken schlich.

Ein neues Projekt

Wie ein Luftballon, der aufgeblasen wird, wuchs diese Idee in den folgenden Monaten und ich begann, mir unzählige Campervan-Videos auf Youtube anzusehen und Webseiten mit dem Thema „Selbstausbau“ zu studieren.

So sehr mir gefiel, was einige zustande gebracht haben, suchte ich aber nach einem möglichst simplen Weg mit wenig Umbau, zumal ich von Elektrik keinen blassen Schimmer habe. Zunächst stand der Plan im Raum, meinen kleinen Clio umzufunktionieren. So etwas ähnliches gibt es zwar auch schon, doch meine Freunde sagten: „Vergiss es!“ Und sie hatten Recht, es wäre doch sehr beengt geworden.

Da der Clio nun auch schon langsam in die Jahre kam, dachte ich über Plan B nach: ein neues Auto kaufen. Nicht zu groß oder zu klein, möglichst alltagstauglich und kein Diesel. Und eines Tages stand er da, ein Kangoo als Jahreswagen beim Renault-Händler. Rückbank und Beifahrersitz sind zu einer ebenen Fläche umklappbar, sodass man nichts ausbauen muss, sondern nur eine aufblasbare Isomatte hineinzulegen braucht. Easy!

Mein ganzes Gepäck und die Campingausrüstung wurden in Euroboxen gepackt und im Kofferraum so gestapelt (und gesichert!), dass Mowgli noch genügend Platz hatte. Größere Teile kamen in die Dachbox. Dann ging es erstmal nach Dänemark. Ich war begeistert, wie einfach das Ganze war, aber es nervte auch, ständig herumräumen und Kisten versetzen zu müssen, wenn man irgendetwas brauchte.

So entstand die Idee, ein Campingregal zu bauen und in den Kofferraum zu stellen. Und mit dem Campingregal schließlich wurde mein Kangoo zum Mowglimobil.

2 Comments

  • Mick

    Hallo Mowgli und Chefin,

    mir und meiner Hüterin gefällt Dein Blog.
    Sie hat mir aufgetragen, Dir dies zu schreiben:

    “ Wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt
    für eine Stunde wie Heimat aus. “ H.Hesse

    Mick

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