Lifestyle

Wir Kaltduscher

Ich schätze, es gibt nicht viele von uns, jedenfalls bin ich bisher nicht einmal einer Handvoll Stammesbrüdern und -schwestern begegnet.

„Wieso?“ fragst du, „ich dusche doch immer kalt!“ Wenn ich näher nachfrage, kommt fast immer heraus, dass unter „kalt duschen“ verstanden wird, ausgiebig warm oder heiß zu duschen und dann quasi als Finish den Körper mit einem kalten Guss abzuschrecken.

Aber nein! Kalt duschen geht so:

Es ist Winter. In der Nacht hat es geschneit, die Temperatur draußen ist unter Null. Eben noch döste ich im warmen Bett, jetzt stehe ich in der Duschwanne, meine Hand steuert die Armatur an -3-2-1:“Alaarm! Alle Mann an Deck!! Werft die Heizung an!!!“ Der eisige Wasserguss fließt zuerst über mein linkes, dann mein rechtes Bein, dann den linken Arm, den rechten Arm und schließlich über den ganzen Körper. Nicht lange. Aber ausreichend lange, um sauber zu werden. Haare waschen ausgenommen, das kommt mit kaltem Wasser nur im Sommer in Frage. Ich stelle das Wasser wieder ab und bin WACH. Die Körperheizung ist angesprungen, die Sinne sind klar und der Tag kann beginnen.

DAS ist Kaltduschen!

Ich exerziere das schon seit einigen Jahren – sommers wie winters – und liebe es. Nur ein Moment der Überwindung, dann überwiegt die Freude über die Erfrischung. Der Tag beginnt mit Tatendrang.

Abgesehen von der sofort spürbaren Wirkung lassen sich auf Dauer auch andere positive Effekte feststellen, zum Beispiel:

  • Der Körper kann mit Winterkälte gut umgehen und schaltet schnell auf Erwärmung um.
  • Erkältungen haben nur noch wenig Chancen.
  • Mut und Widerstandskraft werden trainiert.

Vor allem der letzte Aspekt ist von großer Bedeutung: Ich kann dem Unangenehmen ausweichen und mich in falscher Sicherheit einigeln oder ich fasse den Mut, mich den Widrigkeiten zu stellen und meine Kräfte zu entfalten. Jede kalte Dusche am Morgen ist die Entscheidung zu Letzterem. Ein Training.

Das ist überhaupt nicht meine Erfindung. In manchen Ländern, in denen es im Winter sehr kalt werden kann (Schweden zum Beispiel), gibt es das Eisbaden. Ich nehme an aus dem gleichen Grund und mit ähnlichem Effekt.

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Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Kälte dem Körper Energie entzieht, wenn sie zu lange einwirkt. Auf die Dauer können hierdurch die Nieren Schaden leiden. Deshalb ist es wichtig, den Kältereiz kurz zu halten und den Körper anschließend gut aufzuwärmen. Es ist nicht verboten, sondern äußerst wohltuend, sich nach der kalten Dusche noch einmal für einige Minuten im warmen Bett zu entspannen, um die Balance wieder herzustellen.

Balance ist überhaupt sehr wichtig. Wir wachsen nicht, werden nicht er-wachsen, wenn wir alle potenziellen Unannehmlichkeiten aus unserem Leben eliminieren. Doch wenn wir die angemessene Antwort auf die Herausforderungen finden, wie sie uns begegnen, dann werden wir groß und stark. Wir gewinnen zudem an Wissen und Verständnis und können immer besser in Eigenverantwortung handeln. Das macht uns unabhängig von Bevormundung.

Wie wäre es also mit einer kleinen Challenge? Mache dir einen 14-Tages-Plan und kreuze jeden Tag an, an dem du kalt geduscht hast, etwa so:

MONTAGDIENSTAGMITTWOCH
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Deine Haare brauchst du nicht kalt zu waschen, du willst ja keine Kopfschmerzen bekommen. Wenn du dich nach den 14 Tagen an das Kaltduschen gewöhnt hast und es dir gefällt, dann bleibe dabei. Dann heißt es: „Willkommen im Club!“

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