Tiere

Weihnachtsfreude

Sind sie nicht süß?

Das sind Antek und Frantek als Jugendliche. Ich kenne das Schicksal dieser beiden Entchen gut. Sie hatten ein für Pekingenten recht ungewöhnliches Leben, denn sie haben nie einen Kochtopf oder eine Bratröhre von innen gesehen.

Stattdessen kamen sie als junge Enten zu liebevollen Menschen in einen schönen Garten mit einem kleinen Teich und einem warmen Häuschen. Es fehlte ihnen an nichts. Antek und Frantek waren äußerst liebenswürdige und bescheidene Geschöpfe. Ich habe noch ihr fröhliches Schnattern im Ohr, wenn sie eilig auf ein Schälchen mit frisch geschnittenem Löwenzahn, ihrer Lieblingsspeise, zuwatschelten. Man musste sie einfach liebhaben.

Leider hatten die beiden Enten ein Problem. Als Pekingenten auf einen schnellen Fleischansatz gezüchtet, wurden sie bald zu prächtig großen Vögeln von beachtlichem Gewicht. Dieses machte ihnen mit zunehmendem Alter Schwierigkeiten und sie entwickelten Gelenkbeschwerden. Da es wohl nicht üblich ist, Pekingenten nicht zu Verbrauchszwecken zu halten, sondern einfach so, konnte niemand sagen, wie alt die Tiere eigentlich werden, nicht einmal der Tierarzt.

Nun, sie starben nach etwa sieben Jahren und einem erfüllten Entenleben eines natürlichen Todes.

An diese beiden muss ich heute, am ersten Advent, denken. Viele Menschen freuen sich ab heute verstärkt auf Weihnachten. Die Kinder freuen sich, weil sie schöne Geschenke bekommen, vielleicht etwas, das sie schon lange haben wollten. Die Erwachsenen freuen sich, weil sie ein paar Tage frei haben, in denen sie ausruhen und sich satt essen können. Die Händler freuen sich auf verstärkten Umsatz… und so weiter.

Nur die Tiere freuen sich nicht. Für sie ist es das größte Schlacht“fest“ des Jahres. Millionenfach geraten sie als sogenannte „Nutztiere“ unausweichlich in die Mühlen der Tötungsmaschinerie, die gerade vor Weihnachten auf Hochtouren läuft. Alle Jahre wieder.

Ob Hühner, Gänse, Puten, Enten, Schweine, Rinder und was man sonst noch so an Tieren essen kann – die Zahlen sind bekannt und können für das gesamte Jahr 2018 zum Beispiel beim Statistischen Bundesamt oder der Albert-Schweitzer-Stiftung nachgesehen werden.

So gesehen könnten wir Tierfreunde Weihnachten eigentlich zu einem Trauertag erklären. Das Gefühl von Frieden und Freude will nicht aufkommen, wenn ich das weihnachtliche Konsumverhalten betrachte. „Kling Glöckchen“ und Mord. Eigentlich pervers.

Dennoch wandere ich gerne mit meinem Mowgli abends durch die vorweihnachtlich geschmückten Straßen meines Viertels. Die vielen kleinen Lichter, mit denen Büsche, Bäume und Fenster nun bekleidet sind, vermitteln Friedlichkeit und Wärme. Jetzt im Winter ziehen wir uns gerne in die Geborgenheit unseres Hauses zurück, zünden eine Kerze an und trinken heißen Tee. Viele Menschen denken liebevoll an die, die ihnen nahe stehen. Wir verbringen harmonische Stunden mit Familie und Freunden, besonders in der Zeit zwischen den Jahren.

Könnten wir unsere Liebe und Friedlichkeit nicht auch auf die Tiere ausdehnen, wenigstens einmal im Jahr? Sie gehören doch zu unserem Leben dazu. Wie wäre es dann mit einem Waffenstillstand auch gegenüber der Tierwelt, wenigstens zum „Fest der Liebe“?

Es gibt unzählige vegetarische und vegane Festmenüs im Netz. Auch ohne Soja. Sehr lecker, reichhaltig und gesund. Es macht gar keinen Sinn, hier einen Link zu setzen, so viele Vorschläge gibt es. Schaut einfach mal nach.

Wir wissen doch eigentlich alle, dass der große Frieden mit dem Frieden im eigenen Herzen beginnt. Wer angesichts der Tierproblematik gerade zu Weihnachten an kognitiver Dissonanz leidet, könnte sein Weihnachtsmenü überdenken, sofern es nicht ohnehin schon als vegetarisch, besser noch vegan, geplant ist.

Es wäre ein Schritt. Weihnachtsfreude mit einem guten Gewissen. Ein Lichtblick.

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