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Novemberblues

Der – etwas freudlose – Sommer ist verblüht, die Ernte soweit eingefahren und schon sind wir im November dieses merk- und denkwürdigen Jahres angekommen. Je nach Betrachtungsweise ist der November der Totenmonat oder der Monat, in dem oft entscheidende Dinge auf politischer Ebene geschehen oder auch der Monat, in dem das Leben in der Natur sich in die Erde zurückzieht und allmählich zur Ruhe kommt.

Während ein kräftiger Wind die letzten gelb gewordenen Blätter von den Bäumen fegt und das Licht abnimmt, verlagert sich unser Leben nach innen. So wie das Blätterkleid von unseren Bäumen fällt auch von uns Altes, Unnützes und Verbrauchtes, das sein Leben gehabt hat, ab. Bald sieht man nur noch das Gerippe der Bäume, das sich gegen den nun gedimmten Himmel abhebt. Die Struktur wird sichtbar und das Wesentliche freigelegt.

Es ist eine gute Zeit, unser Zuhause zu entrümpeln und nur das zu behalten, was einen Wert für uns darstellt. Es ist auch die Zeit, abzuwerfen, was unsere Seele noch belastet, da wir jetzt die Zusammenhänge leichter erkennen können. So befreit erkennen wir auch, dass das tief Verwurzelte bleibt.

Während es nun kälter und unangenehmer wird, können wir ebenfalls wahrnehmen, dass sich auch das soziale Klima abkühlt. Wir sehen Menschen ohne Gesichter und Kinder, deren Lachen verstummt ist. Das Herz friert.

Ein einfaches Lied begleitet mich durch den Tag und wärmt meine Seele, eines dieser Lieder, die Mut machen… Die Kälte im Äußeren verliert an Bedeutung, wenn wir die Wärme unseres Herzens spüren.

Und so denke ich, wir sollten nicht erlauben, dass Ängste unseren gesunden Menschenverstand blockieren, sondern stattdessen lieber die Struktur analysieren, um besser zu verstehen. Und bei allem, was wir abwerfen, sollten die Mitmenschlichkeit und das Mitgefühl nicht darunter sein. Beides gilt es zu bewahren.

Das Leben zieht sich nur in die Erde zurück, um sich für die Erneuerung vorzubereiten.

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