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Der Schatten auf der Wand

Es ist schon wunderbar, wie uns scheinbar unbedeutende Dinge manchmal etwas Wichtiges lehren können.

So geschah es mir an einem ziemlich bewölkten Tag, an dem ich antriebslos auf einem Stuhl saß und nur aus dem Fenster blickte. Nicht, dass ich keine Arbeit gehabt hätte! Aber ich konnte mich nicht richtig entschließen und so entschied ich mich für ein Experiment: Wohin würde es mich führen, wenn ich einfach hier sitzen bliebe und aus dem Fenster sähe?

Nie zuvor war mir aufgefallen, dass das Haus, in dem ich mich aufhielt, um diese Tageszeit einen Schatten auf die gegenüberliegende Hauswand warf. Während ich noch etwas teilnahmslos auf diesen Schatten blickte, verschärften sich plötzlich seine Konturen. Nach einer Weile verblassten die klaren Ränder, um sich dann von neuem wieder zu schärfen. Gleichzeitig vertiefte sich das dunkle Grau des Schattens, während es flacher, heller und uninteressanter wurde, wenn die Ränder verblassten.

Eine Weile sah ich fasziniert diesem Wechselspiel zu, während die Sonne mal von einer Wolke verdunkelt wurde und mal ein klares, helles Licht warf. Ich war ganz eingenommen von diesem Schauspiel und zeichnete manchmal in Gedanken die scharfen Umrisse des Schattens nach.

Bald trat eine Idee in mein Bewusstsein, die so wie die Konturen des Schattens immer klarer erkennbar wurde:

GENAUSO IST ES MIT UNSEREN GEDANKEN! Je weniger Wolken den Himmel unseres Bewusstseins trüben und das klare Licht verdunkeln, desto klarer und schärfer werden unsere Gedanken, mehr noch: desto mehr vertiefen sie sich und gewinnen an Bedeutung.

Diffus gebrochenes Licht wirft nur einen flachen Schatten. Verstärkt sich die Sonneneinstrahlung, verschärfen sich die Umrisse. Intensiviert sich das Licht, gewinnen die Dinge an Bedeutung.

Nur das klar Umrissene beschäftigt wirklich unsere Aufmerksamkeit und bündelt die Kraft für eine bedeutungsvolle Tat.

Es war der Lichtstrahl dieser Erkenntnis, der diesen einen Tag, der so missmutig begonnen hatte, zu einem unvergesslichen machte, sodass ich mich heute nach fast dreißig Jahren noch daran erinnere.

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